Der Entwicklungsprozess bei Kindern vollzieht sich entwicklungspsychologisch belegt in den ersten Jahren wesentlich rasanter als in späteren Lebensjahren.
Frühkindliche Erziehung kann nicht nur Bildungsinhalte leichter vermitteln, sondern den Kindern auch helfen soziale Kompetenzen zu verinnerlichen. Je später dies geschieht, desto schwieriger und teurer wird es.
Am 10.Oktober setzte sich unser Arbeitskreis mit eben diesem Problem auseinander.
Als Referentin brachte uns Frau Gilles, engagierte Betreuerin für mehrfach schwerbehinderte Kinder im Motessori-Kinderhaus Huckepack und Mitbegründerin des Huckepack e.V., die Problematik der Integration behinderter Kinder in Kindergärten näher.
Laut dem sächsischen Kita-Gesetz von 2001 ist dem speziellen Förderbedarf von Kindern mit Behinderung oder von Behinderung bedrohten Kindern in den Kindertagesstätten zu entsprechen.
Diesem Anspruch wird das Kitawesen zwar auf dem Papier gerecht, von 3500 bereitstehenden Plätzen werden nicht alle genutzt, allerdings entsprechen diese bereitstehenden Plätze nicht dem Anspruch der Förderung.
Die erforderlichen personalen Fachkompetenzen und räumlichen Umgestaltungen werden oftmals nur mangelhaft realisiert, sodass sich Eltern immer häufiger gezwungen sehen, ihre Kinder in die Hände heilpädagogischer Einrichtungen zu geben. Dort gibt es zwar die erforderliche Individualbetreuung und das ärztliche Personal, allerdings werden die Kinder somit regelrecht isoliert von der Außenwelt und können überhaupt nicht zu einem wertvollen Teil der Gesellschaft sozialisiert werden.
„Normalisation durch Integration“
Integration bedeutet nicht, Behinderung zu ignorieren und nur das „Normale“ am Kind zu sehen, sondern das Kind als das zu betrachten, was es ist.
Ein Kind, das liegend betreut wird, kann in einer integrativen Kindergartengruppe zu einem Ruhepol werden.
Darüber hinaus werden die Kinder mit der Vielfalt unterschiedlicher Bedingungen und Eigenarten anderer Kinder konfrontiert, sodass sie eine ganz natürliche Toleranz für diese Art von Individualität entwickeln und verinnerlichen. Nur selbst erlebtes prägt sich nachhaltig ein, wie jeder aus eigener Erfahrung weiß.
Andererseits müssen für die benachteiligten Kinder Anreize geschaffen werden, sich zu entwickeln. Wenn sie Fortschritte machen sollen, müssen sie sich andere Kinder zum Vorbild nehmen können. Ebenso verhält es sich bekanntlich mit der Vorbildwirkung leistungsstarker Schüler innerhalb einer Schulklasse.
Es soll auch an dieser Stelle das zu wenig beachtete Engagement der ErzieherInnen ganz besonders hervorgehoben werden, von deren Einsatz die Qualität der vorschulischen Betreuung und Integration abhängt und somit auch die Chancen für zahllose Kinder auf ein gutes und gleichberechtigtes Leben.
Im Sinne des sozialdemokratischen Solidaritätsgedanken, ist die Integration behinderter Kinder ein weiteres Argument der frühkindlichen Erziehung endlich größeres Gewicht zu geben.
Immerhin sind die Chancen, die den betroffenen Kindern gegeben werden und das Wachsen der Kinder, die mit Behinderung konfrontiert werden ein Leben lang wichtig und wertvoll.
Das jüngst bekannt gewordene Verschwinden der Betriebskostenzuschüsse für Kindertagesstätten hat inzwischen ein Defizit von 1900 Kita-Plätzen allein in Dresden zur Folge.
Die fehlenden Investitionen machen es integrativen Kindergärten noch schwerer, die für die Betreuung behinderter Kinder erforderliche Individualbetreuung zu realisieren und erschweren Integration zusätzlich.