Der Winter steht zwar noch nicht vor der Tür, dennoch wirft er seinen Schatten voraus. Im Winter finden bekanntlich alle 4 Jahre große Sportspiele statt. Dieses Mal macht der olympische Zirkus in Russland halt. In Russland? Das Land mit dem lupenreinen Demokraten? Ja, Putin regiert immer noch und nach wie vor spottet diese Beschreibung jeglicher Realität. Also soweit nix neues.
Olympische Spiele finden im öffentlichen Raum statt. Nun sind ja aber die Arenen kein Mikrokosmos in denen es einzig und allein um Sport geht. Es geht glücklicherweise auch um Sportler*innen, die eben auch nicht-heterosexuell sein können. In den Grundprinzipien des Olympismus kann man dazu folgendes Lesen:
Die Ausübung von Sport ist ein Menschenrecht. Jeder Mensch muss die Möglichkeit zur Ausübung von Sport ohne Diskriminierung jeglicher Art und im olympischen Geist haben. Dieses erfordert gegenseitiges Verstehen im Geist von Freundschaft, Solidarität und Fairplay.
Wenden wir uns von denen ab, die unserer Solidarität brauchen, schaffen wir ein Klima, in dem die hässlichste Fratze die Homo- und Transphobie ist. Nur allzu oft ist der Fußball ein trauriges Beispiele. Gute Projekte gibt es ja zum Glück immer häufiger.
Nun ist Russland nicht als queer-freundliches Land bekannt. Die Gesetze legen Nicht-Heterosexualität als Strafe aus, da fallen die Verschärfungen der letzten Zeit kaum noch ins Gewicht. Es gilt daher den olympischen Geist mit Leben zu füllen und nicht nur für die Sportler*innen Raum zur freien Entfaltung zu schaffen, sondern ein politisches Statement in und für Russland zu setzen.
Nun gibt es aber scheinbar keine/kaum Projekte, die so etwas anprangern oder ändern wollen. Das könnte wiederum an Regel 51 der Olympischen Charta liegen, die sich mit Werbung, Propaganda und Demonstrationen beschäftigt:
Jede Demonstration oder politische, religiöse oder rassische Propaganda ist an den olympischen Stätten, Austragungsorten oder in anderen olympischen Bereichen untersagt.
Die Sportler*innen werden ebenso angehalten sich dieser Regel zu beugen wie Trainer*innen, Betreuende,… sonst droht der Ausschluss von den Olympischen Spielen. Warum werden die Sportler*innen zur Zurückhaltung angehalten? Die Antwort ist doch erstaunlich einfach. Irgendwie muss der Quark ja finanziert werden. Geldgeber*innen sind die besten Freund*innen von Putin. Wer will denn auch freiwillig auf Geld verzichten, wenn die Funktionäre des IOC doch Geld brauchen und zwar nicht nur für den Sport. Der Kreis schließt sich an dieser Stelle.
Wenn die Grundprinzipien aber alles andere als unpolitisch sind und die Staatsoberhäupter sich reihenweise die Klinke in die Hand geben, muss man auch ehrlich genug sein und auch allen Beteiligten zugestehen Respekt und Toleranz einzufordern. Seien es die regenbogenlackierten Fingernägel, die Widmung einer Medaille oder der gleichgeschlechtliche Kuss.
Sebastian Storz, Mitglied im Juso-Landesvorstand