Wenn man schönstes Frühlingswetter nur aus dem Fenster eines Uni-Büros wahrnimmt, sollte das einen guten Grund haben. Zum Glück saßen wir mit Frau Dr. Küllchen, der Frauenbeauftragten der TU, zusammen, die sich viel Zeit für einen Besuch durch die JHG nahm, ohne dabei genau zu wissen, weshalb wir uns bei ihr eingeladen haben.
Dazu verleitete uns das Interesse am gegenwärtigen Stand der Gleichstellung an der TU Dresden und die Frage, wo es Verbesserungen anzustreben gilt. Und so ließ sich unsere kleine, fünfköpfige Besuchsgruppe das breite Arbeits- und Themenspektrum einer Frauenbeauftragten erläutern.
Nach dem Einblick in ihre alltäglichen Aufgaben (allgemeine Frauenberatung, Konfliktlösung unter Mitarbeitern, Moderation von Kommunikationsproblemen zwischen verschiedenen Ebenen sowie Prävention von Rechtsstreiten und Mobbing), hätten wir uns gern der TU in Zahlen genähert. Da begannen die Schwierigkeiten: Es kursieren verschiedene Zahlen über die Professuren an der Uni (zwischen ca. 380 und 500). Ungeachtet der genauen Zahl existiert allerdings eine Zielquote von 22 Prozent bis 2020 in den W-Besoldungsgruppen. Im Moment liegt der Frauenanteil bei etwa 13 Prozent. (Weitere Daten und Zahlen im Gleichstellungskonzept 2014)
Mitnichten sind diese 13 Prozent – da die Bezahlung dem TVöD folgt – gleichgestellt. Bei den Verhandlungen um das Rahmenpaket (Mitarbeiter*innen, Sekretariatsausstattung, …) schneiden Frauen im Durchschnitt wesentlich schlechter ab. Und natürlich gibt es Gleichstellungsdefizite nicht nur bei den Professuren. Besonderer Nachholbedarf zeigt sich auch bei der familiengerechten Hochschule. Flexible Arbeitszeiten für Kinder oder Pflegefälle sind weitestgehend Kulanzabhängig und Schwangerschaften gelten noch immer als Herausforderung im Beschäftigungsverhältnis. Zudem fehlt jegliche Thematisierung sexualisierter Gewalt und Diskriminierung an der Uni, obwohl sie regelmäßig auftritt.
Insgesamt zeichnet sich dafür aber eine wachsende Problemsensibilität ab. Frauenförderung wird auch für Männer selbstverständlich, gegen bspw. sexistische Werbung wurde ein Leitfaden ‚Geschlechtergerecht in Sprache und Bild‘ entwickelt und die skeptische Einstellung vieler Frauen gegenüber Fördermaßnahmen schwindet.
Perspektivisch wünschenswert ist, abgesehen von der Umsetzung bisheriger Konzepte, die Einrichtung/verbesserte Ausstattung von Ruheräumen, eine Zusammenstellung aller Beratungs- und Förderungsangebote an der Uni und in Dresden insgesamt, eine Quote auch für die Gremienbesetzung und eine transparentere Evaluation des Ist-Zustands an der TU (vergleichbar mit dem Gender-Report der Uni Köln).
Die knapp eineinhalb Stunden bei Tee statt in der Sonne haben sich also gelohnt und als Leseempfehlung wurde uns noch Anke Domscheit-Bergs „Ein bisschen gleich ist nicht genug“ angetragen, was wir hier natürlich nicht unerwähnt lassen möchten. Dank an Frau Dr. Küllchen für ihre Zeit und Arbeit.
Auf einen Tee mit der Frauenbeauftragten der TU Dresden
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