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Asylsuchende und Flüchtlinge haben ein Recht auf freie Meinungsäußerung

Die Jusos Dresden gehören zu den ErstunterzeichnerInnen des folgenden offenen Briefs an die Gagfah- Group zu den Ereignissen am 1. November an der Florian-Geyer-Straße:

Sehr geehrte Damen und Herren,

am 1. November gab es vor der Asylsuchenden- Unterkunft in der Florian-Geyer-Str. 48 eine Kundgebung der NPD und eine Gegenkundgebung, organisiert von einem breiten Bündnis von Dresdnerinnen und Dresdnern.

In diesem Zusammenhang haben Bewohnerinnen und Bewohner der Florian-Geyer-Str. 48 zusammen mit Mitgliedern des Netzwerkes Asyl-Migration-Flucht am Morgen ein Transparent aus den Fenstern des Hauses gehängt mit der Aufschrift: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Bewegungsfreiheit, Bleiberecht, freie Wohnungswahl. Gleiche Rechte für alle“.

Trotz anderslautender Absprachen sollte kurze Zeit später das Transparent auf Geheiß der Heimleitung in Persona Herrn Magel und der GAGFAH Group wieder abgehängt werden. Die GAGFAH-Group als Eigentümerin des Heims begründete dies damit, dass das Transparent eine Provokation sei und deshalb im Falle einer Weigerung von der Polizei abgenommen werden solle. Die Beteiligten entschieden sich in der konkreten Situation der Aufforderung der Gagfah nachzukommen, um weitere Konflikte zu vermeiden.

Im Nachgang der Ereignisse ist es uns jedoch wichtig zu betonen, dass wir das Agieren der Gagfah und der Heimleitung als absolut unangebracht ansehen und erschrocken sind über ein derartiges Verständnis von Grundrechten.

Halten Sie sich das Geschehen am Donnerstag vor Augen: Direkt gegenüber der Unterkunft werden volksverhetzende Reden der NPD gehalten in denen Flüchtlinge diskriminiert werden und in denen ihnen elementare Grundrechte abgesprochen werden.

In dieser ohnehin demütigenden Situation wird den BewohnerInnen zusätzlich auch von der Heimleitung und der Gagfah das Recht auf freie Meinungsäußerung abgesprochen. Ihnen wird das einzige Mittel genommen, mit dem sie der Nazi-Hetze der NPD etwas entgegen zu setzen versuchen: ein Transparent, mit dem sie u.a. an den Art. 1 GG erinnern.

Dieses Ereignis ist empörend. Genau mit einer solchen Reaktion erreichen Nationalisten aus NPD und Kameradschaften eines ihrer Ziele: Asylsuchende, Flüchtlinge und MigrantInnen an den Rand der Gesellschaft zu drängen und in ihren elementaren Rechtene einzuschränken.

Flüchtlinge und Asylsuchende werden ohnehin wesentliche
Grundrechte vorenthalten: Die Abschaffung der Residenzpflicht und die freie Wahl der Wohnung sind elementare Forderungen, die bis heute nicht umgesetzt sind.

Wir bitten die GAGFAH GROUP um eine Stellungnahme zu diesem Ereignis. Wenn Sie Rückfragen haben, steht Ihnen der Pressesprecher des Netzwerks Asyl-Migration-Flucht, Stefan Stein unter der Telefonnummer 0157 – 36 85 83 49 zur Verfügung.

Mit freundlichem Gruß

UnterzeichnerInnen:

AG Asylsuchende Sächsische Schweiz- Osterzgebirge
Allgemeines Syndikat Dresden
Alternatives Kultur- und Bildungszentrum e.V. (AKuBiZ e.V.)
Aktion Sühnezeichen Friedensdienste – Regionalgruppe Dresden
Attac Hochschulgruppe TU Dresden
Ausländerrat Dresden e.V.
Bürger.Courage
Entwicklungspolitisches Netzwerk Sachsen e.V.
Grüne Jugend Dresden
gruppe.cartonage
Internationale Gärten Dresden e.V.
Jusos Dresden
Kirchenvorstand der Ev.- Luth. Johanneskirchgemeinde
Dresden- Johannstadt- Striesen
Kulturbüro Sachsen e.V.
Medinetz Dresden e.V.
Migrationsberatungsstelle Cabana
Ökumenische Kontaktgruppe Asyl
Annemarie Müller, Ökumenisches Informationszentrum e.V.
Piratenpartei Dresden
save me! Dresden
Sächsischer Migrantenbeirat
Studienbegleitprogramm für ausländische Studierende STUBE
Sachsen
U.R.A.- Undogmatische Radikale Antifa Dresden

Jusos Dresden unterstützen Aufruf zur Kundgebung gegen die „Brandstiftertour“ der NPD

Die Jusos Dresden unterstützen folgenden Aufruf gegen die “Brandstiftertour” der NPD, welche am 1.11.2012 auch in Dresden Station machen wird.

Vom 29. Oktober bis zum 3. November plant die NPD Sachsen eine sogennante Aktionswoche, bei der sie vor verschiedenen Asylsuchendenunterkünften und muslimischen Gebetshäusern und kulturellen Einrichtungen Kundgebungen abhalten will. Am 1.11.2012 ist auch eine Kundgebung vor der Moschee in Cotta (Hühndorferstraße 14) sowie vor der Gemeinschaftsunterkunft in der Florian- Geyer- Straße in der Johannstadt geplant. Damit will die faschistische Partei gegen angebliche Probleme wie „Asylmissbrauch“, „Überfremdung“ und „Islamisierung“ auf die Straße gehen. In ihrem Aufruf fabulieren sie eine angebliche „Asylschwemme“ vor allem aus dem arabischen Raum herbei. Neben Dresden werden auch Leipzig und Chemnitz sowie kleinere Städte wie Weinböhla, Pirna und Riesa Kundgebungsorte dieser „Brandstiftertour“ sein.

Wir wollen dem nicht tatenlos zusehen. Deshalb rufen wir für den 1.11 zu einer Protestkundgebung in der Johannstadt auf. Von 11 bis 14 Uhr wollen wir den Nazis gemeinsam mit den Bewohner/Innen entschlossen, lautstark und kreativ entgegentreten. Außerdem werden wir unsere Solidarität mit allen von der NPD- Hetze betroffenen Menschen und Gruppen zeigen.

Mit dieser „Brandstiftertour“ greift die NPD bewusst Ressentiments und populistische Aussagen im Zusammenhang mit dem Thema Asyl für ihre Wahlkampfzwecke auf. Während die NPD von „Asylschwemme“ oder „Asylschmarotzern“ redet, sprechen aber auch einige Politiker/Innen der CDU, CSU, FDP und SPD von „Asylmissbrauch“ und fordern, diesen einzudämmen.
Bundesinnenminister Friedrich missachtet das Bundesverfassungsgerichtsurteil zum Asylbewerberleistungsgesetz und spricht sich weiterhin dafür aus, Asylsuchenden weniger Leistungen als deutschen Staatsbürger/Innen zur Verfügung zu stellen. Sinti und Roma, die aus angeblich sicheren Herkunftsstaaten wie Mazedonien oder Serbien flüchten, sollen in Schnellverfahren und mit weniger Anspruch auf Barleistungen umgehend wieder in ihre Herkunftsländer geschickt werden. Und allen, die nicht in das Asylraster Deutschlands passen, wirft man pauschal vor, Wirtschaftsflüchtling zu sein.

Mit dieser Argumentation aber bewegen sich die angebliche „Mitte“ der Gesellschaft und die NPD in der rassistischen und fremdenfeindlichen Tradition der 90er Jahre, als viele Asylsuchende und andere Migrant/Innen Opfer von Pogromen und Angriffen in Deutschland wurden. Die Beispiele von Hoyerswerda oder Rostock zeugen von dieser traurigen Realität. In der Konsequenz stimmten CDU/CSU und die FDP unter Mitwirkung der SPD dem Asylkompromiss und damit der faktischen Abschaffung des Asylgrundrechts in Deutschland zu.

Und auch heute werden Asylsuchendenheime und Bewohner/Innen angegriffen, wie zuletzt in Wolgast in Mecklenburg- Vorpommern oder Waßmannsdorf in Brandenburg. In Sachsen wurde das neu eröffnete Heim in Schmiedeberg und die dort lebenden Bewohner/Innen ebenfalls angegriffen, eine Person wurde dabei von einem Auto angefahren und verletzt. In Leipzig konnte man während des Sommers im Rahmen der Diskussion um die dezentrale Unterbringung von Asylsuchenden gut sehen, welche fremdenfeindlichen und rassistische Ressentiments in Teilen der Bevölkerung vorhanden sind. Die Gefahr, dass die Hetze der NPD auf fruchtbaren Boden fällt, ist real.

Opfer dieser menschenverachtenden NPD- Brandstiftertour sind neben Asylsuchenden aber auch Menschen muslimischen Glaubens. Die NPD nutzt Integrationsdebatten, um Angst vor einer angebliche „Überfremdung“ oder „Islamisierung“ zu schüren. Dass es in Deutschland inzwischen kein Tabu mehr ist, offen von vermeintlich kulturell begründeten Unterschieden und Problemen oder gar einem Kulturkampf zu sprechen, nutzt die Partei geschickt aus, wenn sie sich vor muslimischen Kultur- und Gebetshäusern postiert und ihren Hass propagiert.

Wir wollen dieser menschenverachtenden Politik entgegentreten und erklären unsere volle Solidarität mit allen Menschen in Dresden und Sachsen, die von der NPD herabgewürdigt und persönlich angegriffen werden. Wir solidarisieren uns auch mit all denjenigen, die tagtäglich von Rassismus und rassistischer Gewalt betroffen sind.

Wir glauben stattdessen an eine offene und vielfältige Gesellschaft, in der Platz für jeden Glauben ist und in der Asylsuchende und Flüchtlinge Schutz vor Verfolgung erhalten. Wir wollen Begegnung statt Abgrenzung und Miteinander statt Gegeneinander. Einen Generalverdacht auf Missbrauch lehnen wir ebenso ab wie Schnellverfahren oder Sofortrückschiebungen an den Grenzen. Wir fordern, dass jeder Einzelfall sorgfältig geprüft wird und dass Asylsuchende gleiche Leistungen wie Passdeutsche erhalten. Die Unterbringung soll menschenwürdig in eigenen Wohnungen sein und dabei die Bedürfnisse der Menschen an erster Stelle stehen. Die Residenzpflicht muss endlich abgeschafft werden.

Deshalb werden wir am 1.11. dem Nazitreiben in Dresden entschlossen entgegentreten. Kommt zu unserer bunten, lautstarken und fröhlichen Kundgebung und zeigt eure Solidarität. Überlassen wir den Nazis und anderen Rassisten nicht die Deutungshoheit.

Gegen Rassismus und Islamophobie. Kein Mensch ist illegal – Bewegungsfreiheit überall und für jeden Menschen!

Unterzeichner:

Ausländerbeirat Dresden
Ausländerrat Dresden
Bürger.Courage
Flüchtlingsrat Sachsen
Grüne Jugend Dresden
Gruppe Cartonage
Jusos Dresden
Linksjugend Dresden
Netzwerk Asyl Migration Flucht
Ökumenische Kontaktgruppe Asyl
Sächsischer Migrantenbeirat
U.R.A. – Undogmatische Radikale Antifa Dresden

Jusos fordern Rücktritt des CDU-Fraktionschefs Böhme-Korn

Die Jusos Dresden sind empört über die beleidigenden Äußerungen des Dresdner CDU-Stadtrats Georg Böhme-Korn zur geplanten öffentlichen Erinnerung an die Bombardierung von Guernica. Laut einem Artikel der Sächsischen Zeitung vom 25. Juni 2012 äußerte Böhme-Korn im Vorfeld einer Debatte zur Umbenennung eines Platzes oder einer Straße nach Marwa El- Sherbini, der Antrag der Grünen-Fraktion sei eine bewusste Strategie, um Dresden mit einem Netz der Schande zu überziehen.“ Die Benennung des Jorge-Gomondai-Platzes sei der erste Schritt in dieser Strategie gewesen, die nun mit der öffentlichen Erinnerung an den Mord der Ägypterin eine Fortsetzung fände.

Dazu Stefan Engel, Vorsitzender der Jusos Dresden: „Diese Äußerung Böhme-Korns zeigt, wes‘ Geistes Kind Teile der Dresdner CDU-Fraktion sind. In einer verwundernswerten Drehung der Tatsachen wird hier versucht, das öffentliche Gedenken an Opfer rassistischer Übergriffe zu diskreditieren.“ Eine Schande sind die Leidtragenden fremdenfeindlicher Angriffe tatsächlich – für die Stadt Dresden. Und sie wird noch größer, wenn Politiker wie Böhme-Korn die öffentliche Erinnerung an die schändlichen Taten der Nazis als bloße Strategie des politischen Gegners abtue.
„Mit seiner Äußerung offenbart der CDU-Fraktionschef seine Geringschätzung für die Morde und verhöhnt die Toten ein zweites Mal“, so Engel weiter. Böhme-Korn spiele damit direkt der NPD in die Hände und verdeutliche, dass Dresden weniger offen für Zuwanderer ist, als es sich gern sähe. „Das ‚Netz der Schande‘ bilden die Morde an Gomondai und El- Sherbini genauso wie die Extremismusdebatte, die nur darauf zielt, die politische Linke in Sachsen zu brandmarken. Schändlich sind die Taten, nicht die Erinnerung an sie.“

Die baskische Stadt Guernica war im Jahr 1937 von deutschen und italienischen Flugzeugen dem Erdboden gleichgemacht worden. Ein berühmtes Bild von Pablo Picasso erinnert an die Zerstörung, die deutsche Sturzkampfbomber und Jagdflugzeuge zwei Jahre vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs angerichtet haben. Die Ägypterin Marwa El- Sherbini wurde am 1. Juli 2009 im Dresdner Landgericht aus islam- und ausländerfeindlichen Motiven erstochen. Um ihres Todes zu gedenken findet am 8. Juli dieses Jahres das antifaschistische Fußballturnier „kick racism“ statt.

„Wir fordern Herrn Böhme-Korn auf, von seinem Posten als Fraktionsvorsitzender zurückzutreten. Seine Äußerungen sind beleidigend und taktlos. Sie lassen jedes Gespür für den Anstand vermissen, den Konservativen so gern für sich in Anspruch nehmen. Sie verhöhnen alle Bemühungen Dresden zu einer toleranten, weltoffenen und fremdenfreundlichen Stadt zu machen.”, so Engel. Der CDU-Fraktionschef habe sich in seinem selbst gesponnenen Netz verheddert. Es sei nun Zeit, ihn gänzlich daraus zu befreien.

Im Hinblick auf die öffentliche Erinnerung an Nazi-Verbrechen erklärt der Juso-Vorsitzende: „Vor allem muss verhindert werden, dass Böhme-Korns Gedankengut weitere Früchte trägt. Eine Stadt trägt mit der Bezeichnung von Straßen und Plätzen eine große Verantwortung dafür, was erinnert werden und öffentlich wirksam sein soll. Straßennamen zeugen vom Selbstverständnis einer Stadt. Erst wenn der Widerstand gegen rassistisches Gedankengut auch öffentlich und manifest wird, können wir von einer Entwicklung hin zu einer offeneren Gesellschaft sprechen. Man denke nur an die Wirkung der Geschwister-Scholl-Straße in Riesa.“